Ich bin wieder unterwegs 13.09.21
Ich bin wieder unterwegs 13.09.21

Ich bin wieder unterwegs 13.09.21

Als ich wieder zu Hause war, genoss ich meine freie Zeit in vollen Zügen. Ich tat genau das, auf was ich Lust hatte und war sehr glücklich. Trotzdem kam in mir wieder einen Drang auf, um zu verreisen. Es wird wieder eine Soloreise. Ja ich weiss, ich zog aus meiner letzten Reise die Erkenntnis, nicht mehr alleine Reisen zu wollen. Jetzt werde ich jedoch anders Reisen. Bei der Reise in den Balkan merkte ich im Nachhinein, wie ich mich unter Druck gesetzt habe. Ich wollte unbedingt Einheimische treffen und deren Mentalität kennenlernen. Durch das, habe ich ein wenig den Fokus auf die Fotografie verloren. Jetzt werde ich meine Absicht umdrehen. Ich werde eine Fotoreise machen und den Fokus auf die Fotografie legen. Auf meiner ersten Reise, lernte ich zu Vertrauen. Genauer gesagt vertrauen, dass es so kommt, wie ich es möchte. Zum Beispiel das Vertrauen, einen guten Schlafplatz zu finden. Bis auf Ausnahmen habe ich so immer an super Orte geschlafen. Was ich auch gelernt habe ist, dass ich nichts erzwingen muss. Die Kontakte zu den Einheimischen kommen zu mir und ich muss sie nicht suchen. So habe ich nun das Vertrauen dass ich mich der Fotografie widmen kann und ich ganz von alleine, tolle Begegnungen mit einheimischen haben werde. Mein Motto ist, einfach offen zu sein und die Situation so zu nehmen, wie sie sich ergibt.
Wie ich verreise war kein Thema. Für das ist mein Motorrad und ich ein zu gutes Team geworden. Ich stellte mir nur die Frage wohin. Die erste Idee, welche ich hatte, war Island. Seit ich Fotografiere, ist für mich Island ein Traumland. Ich machte mich nun schlau wie ich auf Island komme, wie optimal die Jahreszeit ist und wie es mit dem Covid aussieht. Der Weg dorthin war schnell geklärt. Ich müsste eine Fähre von Dänemark nehmen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Das Problem an der Fähre ist, dass ich einen gebuchten Termin hätte, an der die Fähre fährt. Dies ist dann für mich nicht mehr ein freies Reisen, wenn ich Orte zu fixen Zeiten erreichen muss. Die Jahreszeit ist für meine Idee vom Reisen auch nicht mehr ideal. Denn wenn ich auf Island gehe, möchte ich auch ins Landesinnere kommen. Da im September langsam die Strassen im Landesinnere geschlossen werden, war es mir zu riskant, da noch mit dem Motorrad im inneren der Insel rumzufahren. Vor allem möchte ich frei und nicht von den geöffneten Strassen abhängig sein. Dazu kommt noch der Coronavirus. Die Kombination von gebuchter Fähre, ungünstigem Zeitpunkt und dem Corona, welcher bei den Grenzen einen Strich durch die Rechnung machen kann, war mir zu riskant.
Deshalb hatte ich Plan B und dieser lautete Schottland. Dieses Land war auch schon länger auf der Liste der Länder, die ich einmal besuchen möchte. Mir gefällt die saftige Natur und die Highlands in denen nichts ist, ausser Natur. Bei diesem Land schien alles bestens, um es zu bereisen. Denn die Fähre fährt einmal in der Stunde und somit ist auch keine vorgängige Buchung notwendig. Ich machte mich nun an die Recherche was es dort zu Fotografieren gibt. Ganz planlos wollte ich nicht mehr gehen, da bei schönen Bilder meist auch Planung dahintersteckt. Ich war schon voller Vorfreude. Am Abend vor der Abreise war in einem Gespräch mit meiner Schwester Corona das Thema und dabei machte ich mich schlau, wie es in Schottland aussah. Die Recherche gab mir ein komisches Bauchgefühl. Bei einer Einreise von einem Land, welches in der Gelben Zone ist, musste man sich in Quarantäne begehen, sofern man nicht geimpft ist. Diese ist völlig überteuert und da es auf die Insel auch keinen Landweg gibt, an dem ich einfach umdrehen könnte, ohne das Land zu betreten, war es für mich zu riskant. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sie alles ernst nehmen, weil es bei einer Insel mit wenig Grenzen einfacher ist, alles strickt zu kontrollieren. Also war auch dieser Plan kurz vor der Abreise ins Wasser gefallen.
Jetzt war es Zeit für Plan C. Dieser war eigentlich ohne zu überlegen schon klar. Denn Nach dem Islandplan, kamen noch Schottland und Skandinavien in Frage. Da Schottland auch raus war, wurde es Skandinavien. Nach meiner 2-Wochigen Fotoreise in den Lofoten (Norwegen) im Jahr 2017, war für mich klar, dass ich nicht das letzte Mal im Norden war. Mir gefiel die weite und raue Natur im Norden. Skandinavien hat einen Nachteil und zwar packte ich ein wenig mehr Gepäck ein, da es schon mal kälter werden kann. Somit wurde das Motorrad ein weniger schwerer. Da es oft regnen kann, kaufte ich mir noch einen zusätzlichen Wasserdichten Sack, damit die Isomatte nicht immer Nass ist. Im Süden bei 35°C war mir dies Egal, da alles Nasse sowieso wieder schnell trocknete. Durch diesen Sack kann ich auch all meine Motorradklamotten bis auf die Schuhe einpacken und vor dem Wasser schützen, sollte ich mal auf eine Wanderung gehen.
Es sollte so sein, dass ich am 10.09.21, eine Nacht nach dem Entschluss in der Norden zu gehen, wieder planlos nach Skandinavien losfuhr. Auf der Reise nahm ich mir keine Zeit, um Deutschland und Dänemark zu begutachten. Ich dachte mir, dass ich sowieso wieder bei der Heimreise dort durchfahre und das Wetter sich bei diesen Länder nicht so stark ändert, wie im Norden. Somit fuhr ich nahezu auf direktem Weg Richtung Schweden. Die meiste Zeit fuhr ich auf der Autobahn, um Zeit zu sparen. Die Autobahn forderte auch seinen Tribut. Ich bin jetzt ziemlich ausgelaugt und Müde von der Fahrt.
In Dänemark angekommen machte ich mich über deren Gesetze Schlau. In Dänemark gibt es kein Jedermannsrecht, wie in den anderen Nördlichen Länder (Norwegen, Schweden, Finnland). Dieses recht finde ich der Hammer. Es gibt allen Menschen bestimmte Grundlegende Rechte, bei der Nutzung von der Wildnis. Ein Punkt im Jedermannsrecht ist, dass man sein Zelt überall in der Wildnis für eine Nacht aufstellen kann, sofern niemand gestört wird. Da Dänemark dieses Recht nicht hat, ist das Wildcampieren verboten. Das Land hat jedoch bestimmte Orte für ein Wildcampieren freigegeben und hat an vielen Standorte auch Wettergeschützte Unterstände (Shelter) mit Feuerstellen aufgestellt. Es gibt im Internet eine Karte, wo alle diese Orte eingezeichnet sind (https://udinaturen.dk/). Nach dem ich an einem See Trinkwasser abfilterte, sah ich mir die Karte an, um einen Schlafplatz zu suchen. Wie es der Zufall wollte, war so ein Shelter keine 500m von dem Ort entfernt, an dem ich stand. Ich schaute mir diesen an und er war Optimal für die Nacht. Dies meine ich mit Vertrauen haben, einen guten Schlafplatz zu finden. Es war die erste Nacht meiner Reise, in der mein Schlafequipment nicht nass wurde. Nach den beiden vorherigen Nächte in Deutschland, musste ich meinen Schlaf- und Biwaksack an einem sonnigen Ort über meinem Motorrad Trocken. Einmal musste sogar die Autobahnraststätte daran glauben.
Nach dieser Nacht fuhr ich weiter Richtung Schweden. Schweden bereitete mir wegen Corona ein wenig Sorgen. An den Grenzen zu Deutschland und Dänemark hatte ich keinen Zöllner gesehen und konnte einfach durchfahren. Das lag auch daran, dass ich mir sehr kleine Grenzen ausgesucht habe. In Schweden gibt es von Dänemark nur eine Grenze auf dem Landesweg. Durch diese musste ich oder über Fähren, bei welcher ein umdrehen nicht möglich ist. Der Landweg nach Malmö führt über eine Mautpflichtige Brücke. Bei der Mautstation entdeckte ich nach der Schranke die Polizei und ahnte böses. Da es an der einzigen Schlange, an der man Bar bezahlen konnte, nicht vorwärts ging, wechselte ich zu einer anderen und bezahlte mit Karte. Dies war mein Glück. Denn als ich bei der Polizistin anhielt, winkte sie mich mit einem Lachen durch. Jetzt bin ich nun in Schweden. Schweden hat zwar das Jedermannsrecht jedoch ist der Süden in der Stadtnähe recht besiedelt mit Wohnhäuser und Felder von Bauern. Somit ist das Wildcampen auch nicht so einfach. Schweden hat zu meinem Glück auch eine Internetseite (https://map.campwild.org/), wo viele Schlafmöglichkeiten eingezeichnet sind. Somit sitze ich wieder alleine in einem Shelter und Tippe zufrieden auf meiner Laptop.
Ab jetzt werde ich es gemütlicher angehen und mir mehr Zeit nehmen. Die Autobahnen sind auch wieder gestrichen, denn ich möchte ja was vom Land sehen und nicht nur Kilometer machen.
Das ich es gemütlicher angehen soll, zeigte mir heute auch mein Handschuh. Während der Fahrt öffnete sich eine Naht und somit wurde ich heute Abend noch gezwungen, mich in Ruhe hinzusetzen und die gerissene Naht wieder zu nähen. Diese Arbeit brauchte Geduld, jedoch war es genau das richtige als Abwechslung zu den gestressten Tage zuvor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.