Herbst in voller Farbenpracht 22.09.21
Herbst in voller Farbenpracht 22.09.21

Herbst in voller Farbenpracht 22.09.21

Mittlerweile bin ich voll im Herbst angekommen. Nicht nur im Herbst, sondern auch in Schwedens wilder Natur. Mein Ziel ist noch nicht erreicht, denn ich bin erst in der Mitte von Schweden und der Norden ist noch ein Stück entfernt. Wie weit ich noch fahre, steht in den Sternen. Aber erst mal zurück zum jetzt.
In Schweden angekommen machte ich mir weniger Stress. So langsam wie auf meiner ersten Reise bin ich jedoch auch nicht unterwegs. Ein wenig sitzt mir die Jahreszeit im Nacken. Oder bessergesagt habe ich das Gefühl, dass es so ist. Je weiter ich in den Norden komme, desto mehr ist der Herbst Fortgeschritten. Da ich den Norden auch noch im Herbst erleben möchte, habe ich mir wieder einen Druck auferlegt.
Meine Reise führte von Malmö an die Westküste und an dieser richtung Stockholm hoch. Bevor ich jedoch dort ankam, machte ich einen Stopp am Autofriedhof Kyrkö Mosse. Dieser Ort war ganz speziell und Magisch. Der Autofriedhof war ursprünglich ein Schrottplatz und der Besitzer verdiente sein Geld mit der Ausschlachtung von Autos. Im Jahr 1992 musste dieser ins Altersheim und seit diesem Zeitpunkt wurde alles so belassen, wie es war und es wurde nichts mehr unternommen. Die Natur ist sich seit daher alles wieder am zurückerkämpfen, was ihr genommen wurde. Schweden sieht diesen Ort als Kulturort und stellte ihn bis 2050 unter Schutz. Trotz den knapp 30 Jahren ist noch viel übrig. Das Meiste ist schon ziemlich verrostet und zerfallen. Was mich am meisten beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass die Kunststoffisolierungen von den Kabel, sowie die Chromteile von der Witterung nahezu unversehrt blieben. An diesem Ort kam ich noch mit einem schwedischen Motorradfahrer ins Gespräch und ich konnte ein wenig über Schweden in Erfahrung bringen.
Das nächste Ziel war Stockholm, da mein Wasserfilter mich nicht glücklich gemacht hat und ich dort einen Outdoorshop fand, um einen neuen zu kaufen. In Schweden bräuchte man diesen nicht zwingend, denn aus den Seen könnte man einfach so trinken. Jedoch habe ich keine Lust Probleme zu bekommen. Das gefilterte Wasser ist für mein Gefühl viel angenehmer zu trinken, da ich das Wissen habe, durch das Wasser nicht krank zu werden. Die Zeit im Süden war ein wenig anstrengend, denn ich merkte, wie mir die Kälte und mein Equipment zu schaffen machte.
Mir ist wieder einmal der Reissverschluss meiner Regenjacke kaputt gegangen, weshalb ich eine neue brauchte. Die Gelegenheit nutzte ich gerade, um auch noch wärmere Handschuhe zu kaufen. Nach ein wenig hin und her gefahre, war ich mit meinem Equipment wieder glücklich und es konnte weiter gehen.
Zum Glück ist die Schlafplatzsuche überhaupt nicht anstrengend und ich habe viele Shelter gefunden, in denen ich eine friedliche Nacht hatte. Diese habe ich jedoch nicht wegen Regen aufgesucht, sondern um mein schlafzeug von der Kondesfeuchtigkeit zu bewahren.  Im Shelter bleibt alles trocken und auch wenn es mal kurz regnete, blieb ich trocken. Mit dem Regen wurde ich bisher recht verschont. Es Regnete nur selten und wenn es regnete, dann nur kurz und nicht so stark. Das einzige ist die Kälte. Die begann mir langsam auch am Abend und in der Nacht zuzusetzen. Ich merkte, wie mein Körper von innen heraus langsam anfing zu frieren. Nach ein wenig Recherche und ausprobieren, habe ich meinen Weg gefunden, mit der kälte klar zu kommen. Tee und Bewegung sind die Schlüsselworte. Der Tee ist jedoch noch ausbaufähig. Und zwar werde ich im nächsten Privatflohmarkt (Loppis), nach einer Thermoskanne Ausschau halten, damit ich auch am Tag und nicht nur morgens und abends warmen Tee trinken kann. Auch der Schlafsackinlet kommt mittlerweile zum Einsatz, damit ich in der Nacht schön warm habe. Jetzt heisst es immer bewegen, wenn mir kalt ist. Nach 2-3 Minuten rumhüpfen habe ich wieder eine Weile warm.
In Schweden ist es gar nicht mal so einfach, die schönsten Orte zu finden, denn alles sieht ein wenig gleich aus. Gleich schön jedoch. Jeder See ist schön um anzuschauen, jedoch besteht das Land aus so vielen Seen, dass ein vorwärtskommen unmöglich ist, wenn man alle anschauen möchte.
Nach Stockholm wurde nie Natur immer stärker verlassener. Der Abstand zwischen den Dörfer nahm zu und auch die Vegetation änderte sich. Es hatte gefühlt mehr Seen und die Felder der Bauern wurden durch farbige Wälder abgelöst. Die kleiner werdende Bevölkerungsdichte, wurde auch an den Autos auf der Strasse ersichtlich.
Der erste Nationalpark den ich besuchte, war der Sönfjället Nationalpark. Dieser hat eine sehr hohe Braunbärenpopulation. Ich hoffte, dass ich irgendwo in der Ferne einen Bären zu Gesicht bekomme. Leider sah ich bis auf Vögel keine Tiere. Ich wurde jedoch mit einer Traumhaften Natur überrascht. Gefühlt gab es keine Farbe, die ich nicht sah. Alle Pflanzen färbten sich durch den Herbst Farbig und ich war in einer Traumlandschaft am Wandern. Als ich nach der Wanderung zurück beim Motorrad war, kam ich mit einem schwedischen Paar ins Gespräch und diese erzählten mir recht viel über Schweden und wie alles so läuft da. Es war recht spannend mit ihnen zu reden. Sie konnten mir auch alle Fragen beantworten, welche ich hatte. Als der Abend voranschritt, entschied ich mich, für die Nacht wieder an den selben Ort wie am Vorabend zu fahren. Im Schlafsack hörte ich dann ein Geräusch vom Fluss, unweit vom Shelters entfernt. Es hörte sich an, wie wenn ein Pferd im Wasser steht und Freude daran hat, mit den Vorderbeine aus dem Wasser zu steigen und wieder rein. Ich hatte das Gefühl, dass es ein Elch war, denn es musste fast ein grosses Tier sein. Ein Bär schloss ich aus, da der Mülleimer (Grüncontainer) neben den Shelter randvoll war und immer noch dort stand. Ich weis es nicht was es war, jedoch rutschte mir kurz das Herz in die Hose da ich weiss, dass grosse Tiere sich in der Natur aufhalten.
Mittlerweile bin ich immer mehr weg von Asphaltierten Strassen gekommen. Der grösste Teil der Strassen ist jetzt Schotter. Dieser Ist jedoch so stark verdichtet, dass er auch an Asphalt erinnert. Strassen bauen können die Schweden. Es gibt nahezu keine Schlaglöcher, nur Stellenweise Wellblechpisten, welche wiederum mit höherer Geschwindigkeit nicht bemerkbar sind. Ich fuhr vom Nationalpark über die Strasse Flatruet zum Dorf Ljungdalen. Flatruet ist mit 975 Meter über Meer die höchste Strasse von Schweden. Dies Zeigte sich auch am Klima. Ich hatte gerade noch 1°C , es windete recht stark und dazu kam noch ein wenig Schneeregen. Dies war der Grund, weshalb ich mich nicht lange dort aufhielt. Unten im Dorf angekommen, war das Wetter wieder besser und ich ass an einem windstillen Ort was. Während dem Essen kam in mir der Drang auf, nach 11 Tagen wieder einmal an einem warmen Ort zu sein und mein Körper wieder einmal richtig aufzuwärmen. Deshalb suchte ich nach einem warmen Ort für die Nacht. Wie es der Zufall wollte, war 200 Meter neben meinem Essensplatz eine Jugendherberge, in welcher ich schlafen konnte. Die warme Dusche und einen Abstecher in die kleine Sauna war ein herrliches Gefühl und mein Körper dankte es mir mit einer wohligen Wärme. Leider war es nicht die klassische Sauna, die eigentlich zur Jugendherberge gehört, da diese zu teuer ist, um für wenige Leute zu betreiben. Jedoch konnte mir die Besitzerin im Schulhaus nebendran eine elektrische anbieten, welche sie extra für mich eingeheizt hat. Auch dies war mir recht und eine wahre Wohltat. Nach einer Nacht, entschied ich mich, noch eine weitere anzuhängen und nutzte den Tag, um meine geschossenen Bilder zu verarbeiten. Heute ist die Zeit jedoch wieder gekommen, um weiter zu ziehen. Immer Richtung Norden.

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