Auf der Fähre nach Dänemark
Auf der Fähre nach Dänemark

Auf der Fähre nach Dänemark

Das Zuhause rückt jetzt langsam näher. Ich habe nun Norwegen verlassen und fahre mit der Fähre in Richtung Dänemark.
Aus meinem ursprünglichen Plan, die Lofoten zu geniessen wurde nichts. Als ich den Wetterbericht anschaute, sah ich, dass in den kommenden Tage ein Kälteeinbruch stattfand und die Temperaturen auf -8°C sanken. Als ich dies gesehen habe, war für mich der Zeitpunkt gekommen, um zu fliehen. Ich fuhr auf direktem Weg und ohne noch gross zu Fotografieren zur Fähre. Ich hatte auch nicht mehr wirklich die Motivation zu fotografieren, denn der Regen und die Kälte, machte mir langsam zu schaffen. Ich erreichte nun die Fähre, jedoch fuhr sie erst am nächsten Morgen. Dadurch machte ich mich auf die Suche nach einem Schlafplatz in der Nähe. Fündig wurde ich auf einem Parkplatz, welcher ein wenig nach unten versetzt eine kleine Wiese hatte, wie gemacht um zu Zelten. Als ich fertig war mit dem Aufbau, fuhr ein Deutscher mit einem Van auf den Parkplatz, welcher dasselbe Problem hatte mit der Fähre. Nach einem Bier und einem Gespräch, hiess es für mich noch Abendessen zu Kochen bevor ich schlief. Der Schlaf war nicht wirklich gut und ich war schon sehr früh wach. Da ich sowieso früh aufstehen musste, war es nicht so schlimm.  Auf dem Weg zur Fähre bestätigte sich meine Entscheidung, weiter in den Süden zu ziehen, denn in der Abzweigung zur Fähre rutschte kurz mein Motorrad auf dem Bodenfrost. Ich blieb jedoch drauf und es kam nicht zu einem Sturz. Angekommen in Bodo hielt ich mich nicht lange auf, sondern wollte so schnell wie möglich in den Süden, wo es wieder ein wenig wärmer war. Mein Ziel war Trondheim. Ich nahm den direkten Weg also die E6. Dass es dort Pässe auf dieser Strecke hat, habe ich nicht geahnt aber man lernt ja bekanntlich aus Fehlern. Denn Plötzlich war ich auf 1000 m.ü.M. und im Schnee. Zu Beginn waren die Strassen noch Schnee- und Eisfrei. Irgendwann änderte sich dies und es hatte langsam Schnee auf der Strasse und teilweise war es auch rutschig. Es hatte nicht viel Schnee auf der Strasse, jedoch war es nicht angenehm zu fahren ohne Spikes. Umdrehen war keine Option, denn es war ein grosser Umweg und ob es an der Küste besser gewesen wäre, sei dahingestellt. Augen zu und durch war mein Motto. Nach ein paar Kilometer später wurden die Strassen auch wieder Schnee- und Eisfrei und ich konnte entspannter weiterfahren. Nach einer weiteren Nacht im Zelt bestätigte sich meine Entscheidung, in den Süden zu fahren erneut, denn um 12 Uhr Mittags zeigte mein Thermometer am Motorrad -3°C an und dementsprechend war auch alles gefroren. Ich dachte mir nur, schnell weg hier. Die Strassen waren zum Glück Eisfrei und ich kam gut voran.
Der heutige Tag war richtig schön zu fahren, denn ich landete an einem Ort, der so aussieht, wie ich mir Alaska vorstelle. Endlos weite Nadelwälder mit blauen Flüssen und nur eine Strasse weit und breit. Der Anblick war traumhaft und ich genoss es richtig dort durch zu fahren. Kurz vor Trondheim schaute ich bei einer Pause nach, was so klapperte beim Motorrad. Ich stellte mit Schrecken fest, dass mein Kettenkit durch die vielen Kilometer, Dreck und Sand völlig verschlissen war. Das Ritzel vorne hatte von 15 Zähnen nur noch 8. Ich wusste, so komme ich niemals heil zuhause an. Zum Glück war ich fast in Trondheim. Dort suchte ich erneut eine Adresse, um meine Ersatzteile hin zu senden.
Diesmal war ich schlauer und fragte bei einer Poststelle nach. Diese meinten es sei kein Problem und ich hatte ziemlich rasch eine Adresse. Am Folgetag war auch mein Reifen fällig. Ich fuhr zu einem Motorradhändler und nach einem Gespräch und mehreren Missverständnisse, hatte er einen Reifen für mich im Shop. Da ich mein Kettenkit noch nicht bestellt hatte, schaute er auch ob er diese Teile bestellen könne. Irgendwie war ich nicht überzeugt, dass ich anschliessend die Teile hatte, die ich wollte und deshalb kaufte ich bei ihm nur den Reifen und Bestellte die Teile wieder In Deutschland.
Ich bin der festen Überzeugung, dass dies auch der günstigere Weg war. Denn der Reifen kostete doppelt so viel wie in der Schweiz und die Arbeit war sogar gratis. Kein Wunder war die Arbeit gratis, denn die Rollenaufteilung war wie folgt. Ich baue in seiner Werkstatt mein Rad aus und ein und er erledigt das Wechseln der Reifens mit der Maschine. Dies störte mich jedoch nicht und wir kamen anschliessend noch in ein gutes Gespräch. Anschliessend bestellte ich nun die Teile und es hiess wieder einmal warten. Ich verbrachte mir die Zeit mit einer Reisepause um mich zu erholen. Naja Erholung war anders. Ich konnte es nicht lassen und ging Bouldern. Dafür ging ich am Folgetag in ein Bad und genoss ein wenig die Sauna und das warme Wasser. Nach einem zweiten mal bouldern, musste eine neue Idee her. Ich hatte den Plan, auf die Insel Froya zu fahren und bevor ich losfuhr spannte ich nochmals die Kette. Nach dem Spannen zerbrach meine Idee so schnell wie sie gekommen war.
Denn von dem Ritzel brachen weitere Zähne ab und ich hatte nur noch 5 übrig. So waren mir sogar die 300 Kilometer hin und zurück zur Insel zu Risikohaft. Ein neuer Plan musste her und da ich keine Lust hatte zu Zelten und mir kosten für eine Unterkunft sparen wollte, probierte ich mein Glück durch das Couchsurfen. Ich schrieb drei Leute an und von 2 hatte ich kurz darauf eine Nachricht. Von Halvard eine Einladung auf Kaffee und Kuchen, da seine Mutter gerade mit Kuchen vorbei kam. Ich nahm das Angebot an und fuhr zu ihm. Zu beginn fühlte es sich ein wenig harzig an. Als seine Mutter gegangen war, nahm mich Halvard mit um Cageball (Fussball im Käfig) zu spielen. Es ist eine Spassgruppe, in welcher er regelmässig spielen geht. Es machte Spass, auch wenn mir seine ausgeliehenen Schuhe ein wenig zu gross waren und ich anschliessend eine Blase hatte. Ich schlief bei ihm und am nächsten Tag kam ein Kollege um mit Halvard ein kleines Haus für seine Abfallcontainer zu bauen. Er meinte ich könne auch mithelfen, aber irgendwie war es eine Person zu viel. Später kam er auf die Idee, das ich Holz spalten könne. Dankend nahm ich diese Arbeit an hatte nun eine sinnvolle Beschäftigung. Eigentlich wollte ich heute gehen, da es irgendwie nicht floss zwischen uns. Als Halvards Kollege gegangen war, meinte er zu mir, ob ich Lust hätte an seinem Motorrad den Auspuff zu tauschen. Ich war sofort dabei und wir machten uns ans Werk. Dumm war nur, dass in seinem gelagerten Auspuff eine Maus gewohnt hatte und es ganz viel Sonnenblumenkerne im Auspuff hatte. Die meisten konnten wir herausschütteln, jedoch nicht alle. Der Plan war an einer Tankstelle mit Druckluft den Rest herauszublasen. Dieses vorhaben kombinierten wir gerade mit einem Einkauf, denn am Abend kam noch Jaqueline eine andere Couchsurferin aus Deutschland, welche bei Halvard schlief. Das herausblasen funktionierte nicht und somit fuhren wir nach dem Einkauf wieder nach Hause um den Auspuff zu montieren. Als wir fertig waren und den Motor starteten, flogen die restlichen Kerne hinten raus und das Problem war erledigt. Jetzt kam auch Jaqueline und wir kochten und ein Abendessen und hatten einen Spassigen Abend.
Irgendwie kam ich nicht mehr weg dort. Der Tag darauf hatten wir auch schon Pläne. Halvard hatte ein Vorstellungsgespräch für einen neuen Job und in dieser Zeit gingen Jaqueline und ich ein wenig die Stadt anschauen. Halvard gabelte uns dann auf und wir machten gemeinsam eine Wanderung zu einem Trollstigen. Ich lernte dass ein Trollstigen eine Trollzunge meint. Also ein Stein der wie eine Trollzunge hervorragt. Halvard kam noch auf die glorreiche Idee in dem See dort schwimmen zu gehen. Da ich bei solch «dummen» Ideen nicht nein sagen kann, landeten wir schlussendlich dort in dem eiskalten See.
Nach dieser Abkühlung gingen wir schliesslich noch zu dritt in die Boulderhalle und pauerten uns dort aus. Während des Abend bekam ich nach einer Woche warten endlich die Nachricht, dass ich mein Packet abholen kann. Dies Tat ich als erstes am nächsten Morgen und konnte gerade bei Halvard alles ersetzten und reparieren. Es fühlte sich grossartig an, endlich wieder mit gutem Gewissen weiterfahren zu können. Beim Mittagessen kamen wir irgendwie auf das Thema Motorrad und fanden heraus, dass Jaqueline noch nie Motorrad gefahren war. Halvard kam nun auf die Idee, dass sie mich mit seinem Motorrad ein Stück begleiten und wir am Meer an einem kleinen Strand nochmals Baden könnten. Dies taten wir und anschliessend hiess es für mich alleine weiter zu ziehen. Der Abschied war speziell, denn ich hatte die Zeit sehr genossen und durch das fiel es mir auch ein wenig schwer tschau zu sagen. Losgefahren fühlte ich mich jedoch auch sehr glücklich, wieder unterwegs zu sein. Im Dunkeln machte ich mich wieder an meine tägliche Aufgabe. Und zwar einen Platz zu finden, an welchem ich schlafen kann.
Am nächsten Tag schrieben Jaqueline und ich und wir fanden heraus, dass wir in dieselbe Richtung fahren. Also machten wir ab um den Abend gemeinsam zu verbringen. Auch die 2 darauffolgenden Tage Reisten wir gemeinsam weiter und schauten uns den magischen Ort Trollkirche an und gingen in eine herzige Sauna. Nach dem war ich wieder richtig alleine Unterwegs und hatte diverse Pläne, was ich sehen wollte. Diese habe ich alle auf Google Maps markiert.
Als erstes fuhr ich zu einem Pass welcher aus einer Schotterstrasse bestand. Denn ich wollte wieder einmal ein wenig Spass auf einer Schotterpiste haben. Leider wurde mir dies verwehrt, da die Strasse durch den Wintereinbruch schon gesperrt war. Mir blieb nichts anderes übrig als dies zu akzeptieren und das nächste Ziel in Angriff zu nehmen. Da mir das Landesinnere durch das kältere Wetter zu unsicher war, fuhr ich wieder in Richtung Küste wo es wärmer ist. Mein Ziel war der Kannesteinen. Ein Stein welcher durch die Zeit und das Wasser zu einem Kunstwerk geformt wurde. Unterwegs schlief ich nach einem Pass und am Morgen beschloss ich durch das schöne Wetter nochmals hochzufahren und Bilder zu schiessen.
Das eigentliche Ziel war, bei Sonnenuntergang beim Stein zu sein. Dieses Ziel erreichte ich jedoch nicht, da ich zu gemütlich unterwegs war. Also war mein neuer Plan, bei Sonnenaufgang dort zu sein und dies lohnte sich. Es war ein sehr schöner Ort, bei welchem es schöne Bilder gab.
Wieder einmal wurde das Wetter kühler und ich flüchtete erneut. Diesmal auf Bergen, wo ich nach einem kalten Tag froh um eine Warme dusche war. Denn ich buchte mir am Morgen ein Zimmer in einem Hostel.
Jetzt verabschiedete sich ein Plan nach dem anderen. Die Orte, welche ich noch anschauen wollte, waren im Landesinnere und da es dort kalt war und möglicherweise Schnee hatte, beschloss ich, diese sein zu lassen und weiter zu ziehen. Nach Bergen nahm ich noch ein Ziel mit von Norwegen und zwar war es der Ort Voringsfossen. Es ist auch so ein wunderschöner Ort von Norwegen. Eine Schlucht mit Wasserfällen. Je weiter ich schliesslich zu diesem Ort kam, desto mehr Schnee hatte es. Oben angekommen war eine Schneegrenze. Bis dorthin ging es und dann begann der Winter. Ich genoss schliesslich den Anblick und entschloss dann auch, dass ich Norwegen langsam verlassen werde.
Weiter zu Fahren war eh keine Option, daher fuhr ich zurück. Immer mehr Richtung Süden zur Fähre. Unterwegs musste ich auch nochmals über kleinere Pässe. Und auf einem landete ich nach einem 5km langen Tunnel in einem Skigebiet mit Schnee. Ein wenig weiter unten, legte ich mir eine neue Route zurecht. Ich hatte die Option der Hauptstrasse zu folgen oder einer kleinen Nebenstrasse, welche auf Google Maps geschlossen angezeigt war.
Da man sich auf die Strassensperrung von Google Maps nicht verlassen konnte und ich das Abenteuer und eine schöne Natur liebe, beschloss ich mich für den Abenteuerweg. Die Kleine Strasse führte wieder hoch in den Winter. Da ich wusste, dass ich jederzeit umdrehen kann und die Hauptstrasse nehmen könnte gab mir ein gutes Gefühl es zu versuchen. Von Kurve zu Kurve wurde es Winterlicher und oben am Pass angekommen, schneite es auch leicht. Auf dem Letzten Kilometer bis zur Passhöhe setzte der Schnee auch langsam auf der Strasse an. Ich sagte mir, dass ich noch hochfahre solang es nicht gefroren ist und mir die andere Seite begutachte bevor ich drehe. Ich stand schliesslich oben im tiefen Winter.
Da die Strasse auf der anderen Seite wieder besser war und ich wusste, dass dies der höchste Punkt war, beschloss ich mich weiter zu fahren. Und dieser Entscheid lohnte sich, denn ich fand eine wunderschöne Natur vor.
Wieder im Schneefreien entschied ich mich, nach Dänemark zu gehen. Weg von den Bergen und dem Winter. Dies hoffe ich zumindest. Ich sah dass ab Morgen, Dänemark wieder eine 3G Regel einführt, weshalb ich unbedingt heute noch nach Dänemark wollte.
Ich merke immer mehr, wie ich vom unterwegs sein müde werde. Jetzt weis ich wie sich das anfühlt, denn im Balkan war es nicht so stark. Ich dachte mir auch, dass die Woche in Trondheim, in welcher ich auf die Ersatzteile wartete hilft. Leider war dies nicht der Fall und ich bin weiterhin Müde. Es ist ganz speziell. Obwohl ich sehr viel schlafe bin ich nicht wirklich erholt. Durch die Müdigkeit bin ich auch nicht so motiviert um zu fotografieren, sondern nutze mehr die Energie um einfach den Moment zu geniessen. Auch die Bearbeitung und Aussortierung der Bilder leidet darunter. So staut sich diese Arbeit langsam an und auch für neue Einträge hier auf meiner Seite fehlte die Energie.
Auch wenn länger Reisen nicht als anstrengend angesehen wird, lernte ich es anders. Die Freiheit jeden Tag  aufzustehen und das zu tun was einem Spass macht, ist grossartig und dies schätze ich auch ungemein. Am schönsten ist es jedoch das unbekannte zu entdecken. So kann nach jeder Kurve ein Ort sein, an welchem ich ins staune komme, was auch das ein oder andere Mal eintraf. Die Natur in ihrer Form und Kraft zu sehen und zu spüren ist genau das, was ich suchte. Ich geniesse nach wie vor die Zeit auch wenn es nicht immer einfach ist.


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